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Fährmann, hol´über und dann moin, moin Wangerooge ist die westlichste und mit Baltrum kleinste der bewohnten Ostfriesischen Inseln. Gleichwohl gilt der Ort schon seit Jahrzehnten als besonders familienfreundliches Eiland, ohne den oftmals zu findenden mondänen Touch und ist autofreie Zone. Ein Ort so richtig zum Faulenzen, Wandern und Baden in der frischen Nordsee. Und sollte man dazu auch noch ein Bahnfan sein, so ist die Gegend eine optimale Kombination von Erholung und Hobby, ohne jeden Stress von “Züge verfolgen” und so. Die Inselbahn gilt hier als wichtiger Zubringer aller Personen und Güter auf die Insel und ist untrennbar mit den Bewohnern, Urlaubern und der Landschaft verbunden. In den letzten Jahrzehnten hat sich fahrzeugmässig natürlich vieles verändert und die alte Schmalspurromatik gibt es so nicht mehr. Aber auch heute ist bahnbezogen noch vieles zu entdecken und zu fotografieren, und ein “Paradies” ist die Insel ohnehin. Unser Bericht hingegen führt Sie von der Tendenz her zurück in andere Zeiten, als es “DB-Zeit” war und es vielleicht auf der Insel auch noch etwas beschaulicher zuging. Dass es dabei auf einigen Bildern schonmal etwas maritimer zugeht, dürfte in der Natur der Dinge liegen. Und viele Bahnfans interessieren sich auch für andere Verkehrsmittel oder technische Bauten und, nicht zuletzt, der Bäderverkehr wurde zur Zeit der Aufnahmen ja mit Schiffen der Bundesbahn durchgeführt. |
Während die kleine Köf 99 einen alten Wagen von der Güterverladung im Ortsbahnhof Wangerooge auf das Streckengleis zurückzieht, begrüsst uns im Hintergrund der alte Leuchtturm, der bis Ende der 60er Jahre in Betrieb war (Juli 1967). |
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Die letzte Dampflok der Inselbahn war bis 1957 im Planeinsatz, bevor zwei neue Köf-Maschinen (rechts) auftauchten. Bis 1968 stand die Maschine weiterhin im Lokschuppen und wurde dann an den Fuss des Leuchtturms verbracht (8/1967). |
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Es fehlt nicht viel, dann fährt die Inselbahn durch die Nordsee, was gar nicht mal so selten vorkommt. Die Strecke zum Anleger links führt hier über einen Damm. Im Hintergrund der sog. Westturm (329 504 am 1.6.1988). Foto Ulrich Budde |
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Im “Bw” Wangerooge steht die Köf 99 herum, die seit 1968 eine computergerechte neue Betriebsnummer besitzt. Für einen reibungslosen Betrieb ist die aufmerksame Pflege der Fahrzeuge eine absolute Notwendigkeit (August 1969). |
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Es waren noch Zeiten, als die “United Staates” über den Atlantik kam! Eine tolle Fahrt mit den DB-Schiffen gab es zur Verabschiedung dieses Ozeanriesen im August 1967. Schiffstouren von Wangerooge aus gibt es natürlich auch heute. |
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Am Anleger ist oft viel Trubel. Während die Urlauber aus der “Wangerooge” (III) (Bj. 1985) ausgestiegen sind und zur Inselbahn stürmen, werden Frachtgüter auf die Flachwaggons verladen (399 106 im Sommer 1995). Foto Zeno Pillmann |
Die Inselbahn auf Wangerooge |
Die Lok mit einem Waggon - bei den Rangierarbeiten im Inselbahnhof keine Seltenheit. Der Kesselwagen (Wasserwagen 92) muss natürlich an die entsprechende Entladestelle geschleppt werden, denn an der Güterverladung kann man ihn schliesslich nicht entleeren. Die beiden Köf 99 502 und 503 aus dem Jahre 1957 wirkten wesentlich wuchtiger als die Schwesterlok 501, die 1952 angeliefert wurde. Die 501 basierte ja im Aussehen fast vollkommen auf den seinerzeitigen sog. Heeresfeldbahn-Maschinen. Aber im Grundaufbau und in den Leistungsmerkmalen bestanden kaum Unterschiede. Für die Bahnmitarbeiter war aber jetzt wesentlich mehr Platz im Füherhaus vorhanden, was wohl ein ganz entscheidender Grund für die Tatsache gewesen sein dürfte, dass die beiden Loks fast immer die Personenzüge zogen. Die Köf 99 503 mit dem aus dieser Sicht “wackeligen” Keselwagen konnte man im August 1967 ablichten. |
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Eine typische Abfahrtszene im Ortsbahnhof von Wangerooge und eine ebenso typische Zusammenstellung der 60er Jahre. Neben der sechsteiligen Personenwagen-”Einheit” plus Post-/Gepäckwaggon müssen natürlich die Gepäckcontainer für die Touristen mitgenommen werden, die in dieser Anordnung am Anleger ganz schnell aufs Schiff verladen werden können. Nicht immer im Personenzug planmässig sind desweiteren noch Milchkannen zu befördern und es muss ein gedeckter Güterwaggon mitgenommen werden. Eine stattliche Fuhre, die hier die Köf 99 502 im Sommer 1967 zu befödern hat. Aber insofern kein Problem, da es Alltag auf der Bahn ist. Und es geht ja eher gemächlich mit grossem Ruckeln über die oft wenig plan verlegten Gleise auf der Insel. Auf diesem Bild ist zudem gut der Oberbau des Gleisnetzes zu sehen. Von an sich üblicher Beschotterung keine Spur, alles liegt mehr oder minder fest auf dem Sand. Also, Modellbahner aufgepasst, dass man bei der Nachbildung auch die richtigen Materialien nimmt! Der Güterschuppen links hat übrigens wenig später im oberen Bereich eine Schutzblende bekommen (s.u.). |
Ein Kurzgüterzug wie aus einem Bilderbuch der Schmalspurromantik und eine ganz tolle Fuhre als Vorbild für die Modellbahn! Wir stehen im August 1969 auf dem Deich und bewundern die Köf 329 502, wie sie mit ihren beiden Waggons vorbei zuckelt. Der kurze Zug kommt vielleicht vom Anleger, könnte allerdings auch eine Versorgungsleistung aus dem Westen sein. Der urige Privat-Kesselwagen (vier Stück davon gab es) mit dem bekannten Esso-Emblem wirkt in dieser Perspektive ein bisschen so, als ob er einen etwas anderen Maßstab als die beiden anderen Fahrzeuge hätte. Was natürlich nicht der Fall ist, denn die Köf-Maschinchen sind bekanntlich ziemlich niedrige Fahrzeuge. |
Wir haben uns auf dem Deich kurz Richtung Osten orientiert und an der Zeitmaschine zwei Jahrzehnte weiter gedreht. Nicht nur erkennen wir neue Bauten entlang der Bahnstrecke, sondern wir sehen auf den bisher einzigen auf der Insel eingesetzten Triebwagen. Dieser stammt von der Inselbahn Spiekeroog (Baujahr 1933, ex Kleinbahn Emden-Pewsum- Greetsiel) und wurde nach Stillegung der Bahn dort anno 1981 samt einigen Personenwagen (im Bild) nach Wangerooge versetzt. In Spiekeroog als T 5 bezeichnet, bekam er nun im DB-Schema die Nummer 699 001-4. Er wurde im Jahre 1993 (nach Anlieferung zweier neuer Dieselloks) aber schon wieder ausgemustert (als 699 101-2) und gelangte zur DEV-Museumsbahn nach Bruchhausen-Vilsen. Mit lautem Brummen zieht er an uns vorbei Richtung Anleger, während zwei Nachwuchsfans wohl in die Fusstapfen des fotografierenden Papas treten wollen (Aufnahme am 26. Mai 1988). |
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Strecke zum Westen |
Ein Zug der Inselbahn, so richtig im Outfit der 60er Jahre. Die Köf 329 501 ist mit der zweiten Garnitur beauftragt, die aus den “alten” Personenwagen besteht. Hinter dem Packfahrzeug aus der Abteilwagenzeit läuft der siebte Wagen der im Jahre 1959 im AW Limburg erstellten Umbauwaggons (die erste Garnitur bestand nur aus diesen Umbaufahrzeugen). Man steht auf dem Ortsdeich und wartet auf einige Bekannte im Zug, für die der Urlaub nun zu Ende ist. Hinter der Lok ist ein Niederbordwagen eingereiht, der die Gepäckcontainer für die Schiffsverladung trägt (August 1969). Ein Vergleich mit dem Triebwagenfoto zwanzig Jahre später (s.o.) zeigt, dass neue Häuser an der Strecke gebaut worden sind. |
Die Köf rangiert im August 1969 am Bahnübergang im östlichen Bereich des Bahnhofs. Nach rechts geht es ca. noch 300 Meter weiter in ein Ziehgleis, das früher das Streckengleis zum Ostanleger war. Sehr interessant ist die Beschriftung der Lok. Ursprünglich kam das Maschinchen anno 1952 als V 11 901 in Betrieb und hatte wesentlich kleinere Fenster. Im Jahre 1958 wurde sie zusammen mit ihren beiden Insel-Schwestern nun als Kleinlok eingestuft und bekam die Nummer Köf 99 501 (99 für Schmalspurloks). Die offzielle Umzeichnung auf Computerbeschriftung erfolgte zum 1.1.1968, jetzt hiess sie 329 501-1. Ab wann die neue Beschriftung genau an der Lok angeschrieben war, ist unklar. Etwas ungewöhnlich war hingegen, dass sie noch einige Jahre zusätzlich die “Köf” Bezeichnung behielt, dazu noch in der versetzten Schreibweise. Im Zuge der Umstrukturierung der deutschen Bahnen musste wiederum der Farbtopf bemüht werden, denn ab 1992 wurde die Maschine als 399 101 beziffert. Auch das DB-Zeichen auf dem Bild scheint vom Schriftbild aus älteren Tagen zu stammen, denn - wenn nicht ausgeschrieben - wäre nun ein DB-”Keks” üblich. |
Hier kommt uns die erste Zuggarnitur entgegen, wie sie in den 60er Jahren üblicherweise fuhr. Neben dem alten Gepäckwagen gibt es sechs neuere Waggons der Gattung KB4i-59, die vom AW Limburg 1959 auf alten Untergestellen der Abteilwagen erbaut wurden. Im Outfit erinnern sie ganz stark an die in grosser Zahl erstellten dreiachsigen und vierachsigen Umbauwagen für die Normalspur. Anfang der 70er Jahre erhielten einige Fahrzeuge Werbebeschriftungen (sog. Ganzwerbung) und waren nun bunte Farbtupfer im ansonsten grün-roten DB-Farbschema. Die Aufnahme wurde mit Teleobjektiv an der Bahnhofseinfahrt gemacht, wodurch die Zuggarnitur sehr gedrungen wirkt, was aber gut die Grössenverhältnisse zwischen der Köf 329 503 und den Wagen vermittelt. Im Dunst erkennen wir ganz links über dem Deich den Westturm und ganz rechts den neuen Leuchtturm im Westen der Insel (Sommer 1969). |
Dies ist nun eine “eingemeindete” Lok, denn es handelt sich um die 329 504, die als B-Kuppler 1952 von der Fa. Klöckner-Humboldt-Deutz für die Inselbahn Juist gebaut wurde. Dort wurde sie als “Heinrich” bis 1971 gebraucht, kam dann für etwa ein Jahr auf Mietbasis nach Wangerooge und wurde im September 1972 von der DB offiziell mit der obigen Bezeichnung in den Lokpark eingestellt. Sie war meist im Güterverkehr eingesetzt. Beim Deich mit seinem Durchlass (Deichschart) begegnet uns am 26. Mai 1988 dieser urige Zug, so ganz als ein Sinnbild der Inselbahnromatik. |
Im westlichen Bereich vom Empfangsgebäude des Ortsbahnhofes gibt es einen Anbau für die Güterverladung. Da ja fast alles mit Bahn befördert werdn muss, haben die Mitarbeiter nicht schlecht zu tun. Für das Gepäck der Touristen gibt es eigene kleine Container, die direkt ins Schiff verladen werden können, für die restlichen Stücke stehen zahlreiche offene und geschlossene Güterwaggons zur Verfügung (Köf 329 502 im August 1969). Die Lok war wie auch ihre Schwestermaschine über dreissig Jahre im robusten Inseleinsatz! Heute sind beide im Museum Prora auf Rügen. |
Am Anleger Ganz oben ein Motiv vom Sommer 1969, wo an der beginnenden Pfahl-/Dammstrecke zur Insel die Köf 329 502 ein Rangiermanöver ausführt. Rechts ein toller alter Kesselwagen mit Speichenradsätzen (Nr. 90, ausgemustert um 1980). Man beachte dazu die Aufschrift als Zeitdokument der damaligen Epoche. |
Nebenbahnidylle pur im Sommer 1969. Neben dem “Bw” sehen wir hier ein Freiladegleis, wo bestimmte Güter direkt umgeladen werden können. Wo andernorts sich die LkWs tummeln, geht es auf der autofreien Insel geruhsamer zu und es müssen Elektrokarren oder das gute alte Arbeitspferd herhalten. Und wo es sonst Reifenabrieb und Ölspuren gibt, liegen nun andere Teile auf der Strasse ... Die Köf 329 502 rangiert “frischen” Nachschub für die durstigen Gäste. Der Gebäudeteil rechts stammt aus den Anfängen der Bahn und hat den Baustil der im Zweiten Weltkrieg zerstörten, rechts vor dem Aufnahmegebäude gelegenen Bahnhofshalle. Der Lokschuppen links stammt von Mitte der 30er Jahre. Der gemischte Frachtenzug im Bild wäre ein tolles Vorbild für die Modellbahn. Einzelne Fahrzeuge der Wangerooger Inselbahn gibt es von Kleinserienherstellern für die Baugrösse HOm (1:87) und IIm für den Garteneinsatz (1:22,5). Und den Leuchtturm “Roter Sand” (s.u.) gibt es auch als Modell im Maßstab 1:25 und 1:100. Also, auf in die Modellwerkstatt! |
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Wangerooge - Erholung ist eine Insel |
Über den Tellerrand: Von Wangerooge aus in die grosse weite Welt? |
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Leuchttürme - Sinnbild technischer Machbarkeit und notwendig für die Sicherheit auf unseren Meeren |
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Die grossen Passagierdampfer - der Stolz jeder Flotte |
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Auf der Insel sind natürlich auch einige Dienstfahrten notwendig. Hierfür besass die Bahn zwischen 1977 und 1994 das abgebildete Fahrzeug, das hier bei schönstem Licht am Anleger aufgenommen wurde (15. Septmber 1982). Es handelt sich beim Gefährt um ein Normalspurfahrzeug, das im AW Bremen auf die 1.000 mm-Schmalspur umgebaut wurde. Bei der DB waren diese kleinen Wiesel vom Typ Klv bei vielen Bahnmeistereien zu finden. Auf der Insel bekam die “Draisine mit Dach” die Bezeichnung Klv 09-0002. |
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Dampflokromantik auf Wangerooge |
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Bereits beim Sommerurlaub 1966 hatte man die Köf 6030 am Anleger gesehen. Wegen des guten Wetters war damals ein Diafilm in die Kamera eingelegt. Die Lok hat, abweichend von der Regel, eine stabile Türe erhalten, was bei der oft steifen Brise an der Küste bestimmt von den Bahnmitarbeitern geschätzt wurde. Die Anschriften weisen das Fahrzeug dem Bw Oldenburg der damaligen BD Münster zu. Ein schönes Detail der Hemmschuh auf dem Umlaufblech: Sollte damit im Notfall etwa ein Wagen aufgehalten werden, bevor er ein Bad in der Nordsee nehmen wollte? |
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Die beiden DB-Kursbuchauszüge stammen vom Sommerfahrplan 1966 - so typisch im vergilbtem Farbton der alten DB-Zeiten. Oben sehen wir den normalen Fahrplan für die Stichstrecke 221f von Jever zum Anleger nach Harle. Nur werktags gibt es für die Berufspendler und Schüler zwei Züge. Der Rest wird mit DB-Bahnbussen bedient. Unten der Tidefahrplan für Juli. Für jeden Tag gibt es wegen der wechselnden Hochwasserstände einen gesonderten Fahrplan. Bei Niedrigwasser können die Schiffe trotz “Fahrrinne” nicht durchs Watt verkehren. Fällt eine Hochwassersituation auf den Morgen und Abend zugleich, so gibt es - wie am 1. Juli - auch zweimal am Tag unterschiedliche Fahrtmöglichkeiten zur Insel. Wer die Fahrtzeiten genau studiert, wird zugeben müssen, dass man mittels der sog. Tidezüge mit der Eisenbahn früher recht gut auf die Insel kommen konnte. |
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Eine Inselbahn mit Zukunft |
Zum Abschluss ein neueres Foto, sozusagen wird die “Rückblende” auf die “Vorblende” umgelegt. Im Bild die 399 108, die mit der 107 von der Firma Schöma im Jahre 1999 auf die Insel kam. Infolge dieser Neuanschaffung konnten die vier alten Köf-Maschinen ausser Dienst gestellt werden. Rechts ein Wagen im aktuellen Outfit der Bahn (30.9.2002). |
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